Die Diagnose (griech. „Durchforschung“,“Unterscheidung“, „Entscheidung“) steht am Anfang einer Behandlung. Auch beim Heilpraktiker.
Sie wird verlangt von den Versicherungen, dem weiterbehandelnden Kollegen, Behörden und nicht zuletzt vom Patienten selbst. Er/sie will schließlich wissen „woran er / sie ist“. Der Patient hat ein Recht auf „die Wahrheit“ der Diagnose.
Heilpraktiker sind oft ,nicht zu unrecht, ein wenig stolz darauf, dass sie neben den Ärzten das Recht/die Pflicht zur Diagnosestellung haben.
Als Heilpraktiker, der ganzheitlich arbeitet, liegt mir das Recht und die Plicht zur Diagnosestellung schwer im Magen.
Wie oft löst die Diagnosestellung beim Patienten und bei übergeordneten Instanzen eine nahezu schicksalshafte Reaktionskette aus. Dabei gehe man noch nicht einmal von einer der problematischsten Diagnosen wie „HIV-positiv“ oder die einer bösartigen Erkrankung aus.
Schon die Mitteilung man leide an einer Depression stellt den Betroffenen in eine Ecke. Nicht die Krankheit selbst sondern auch die Diagnose führt zu bestimmten Reaktionen der körperlich-seelisch-geistigen Einheit „Mensch“ in seiner Lebensumgebung.
Nehmen wir die Aussage „HIV-positiv“. Sie hat im besten Falle Ächtung im beruflichen oder privaten Kreis zur Folge, im schlechtesten Falle kommt sie einem Todesurteil gleich.
Kein Therapeut weiß, wie ein Betroffener reagiert, wenn er seine Diagnose erfährt. Erwischt man ihn (den Patienten) im schlechten Moment- löst man u.U. eine Reaktionskette aus, die das Gesamtsystem des betreffenden Menschen auf das Lebensende einstellt. Das bedeutet mitunter nichts weniger, als dass im Falle einer HIV-positiven Situation eine oder mehrere Krankheiten ausbrechen, die zu dem Bild, was wir heute als AIDS bezeichnen , führen.
Warum? Das Immunsystem, das Unterbewußtsein reagieren ziemlich schnell und direkt. Schlechte Nachrichten, schlechte Diagnosen wirken desaströs auf unsere Psyche, damit auf das Immunsystem.
Was, wenn die Diagnose nicht einmal richtig war? Worte sind mächtig. Besonders wenn sie aus dem Munde eines Fachmannes kommen.
Oft identifizieren sich Menschen mit ihren Diagnosen.
Aussagen wie :“Ich bin Diabetiker“ nicht etwa: „Ich bin ein Mensch, der an Diabetes erkrankt ist.“ sprechen eine deutliche Sprache.
Wer sich mit etwas identifiziert- ist es auch.
Was ist nun der Heilung förderlicher? Die Identifikation mit einer Diagnose oder die Stimulierung des Patienten zur Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Lebensstil, bzw. die Aufklärung über immunstärkende Massnahmen?
Ich als Heilpraktiker stelle nicht gerne eine Diagnose. Obwohl es aus. o.g. Gründen meine Pflicht ist.
Sie ist oft nur ein Teil der Wahrheit. Da ohnehin alles in Körper, Seele und Geist im fließenden Gleichgewicht/Ungleichgewicht ist.
Mir wurde einmal während einer Feier vom Chefarzt einer neurologischen Klinik erzählt, (er bog sich dabei vor Lachen) wie eine Heilerin einer Verwandten von ihm gesagt habe, sie „hätte es mit dem Rücken“. Das war für den Chefarzt natürlich absurd.
Ich sehe das ein wenig anders. Dei Aussage war im medizinischen Sinne natürlich wertlos. Für die Patientin jedoch eine Bestätigung ihrer Beschwerden. Wenn dem eine adäuate Behandlung (im Falle der Heilerin war es ohnehin verboten, eine Diagnose zu stellen) mit Beschwerdelinderung folgt, ist doch eine Menge Gutes passiert?!
Diagnosen setzen immer eine ausführliche Untersuchung, eine Abwägung vieler Für und Wider und die Einschätzung der individuellen Gesamtsituation des jeweiligen Patienten voraus.
Man überlege sehr genau, was man sagt! Man bedenke immer, welche möglichen Reaktionen beim Patienten ausgelöst werden könnten.
Mitgefühl, Menschlichkeit sind gerade bei der Mitteilung einer Diagnose gefragt.
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